Warum kaufen Zentralbanken Gold? Handeln Sie auch?
Seit 2020 kaufen Zentralbanken weltweit Gold in einem nie dagewesenen Ausmaß. Ursprünglich durch wirtschaftliche Unsicherheit und Inflation während der Pandemie motiviert, setzen sie ihre Goldkäufe fort, selbst wenn die Inflation nachlässt und sich die Geldpolitik verändert. Dabei stellt sich die Frage, warum Zentralbanken so stark auf Gold setzen und ob auch Investoren diesen Schritt wagen sollten.
Ein Blick in die Geschichte zeigt, dass die Vorliebe der Zentralbanken für Gold nicht neu ist. Jahr(zehnte)lang waren viele Währungen direkt an den Goldstandard gebunden, wodurch jede Geldeinheit durch eine entsprechende Menge Gold gedeckt war. Die USA schritten 1933 von diesem Standard ab, und andere Länder folgten. Trotz der Einführung von Fiat-Währungssystemen, bei denen der Wert von Geld nicht durch materielle Vermögenswerte gedeckt ist, hat Gold seinen stabilen Wert bewahrt.
Gold hat sich als resilient erwiesen und zeigt historische Trends auf, bei denen die Inflation nach der Abkehr von Gold-gestützten Währungen ansteigt. Wenn Zentralbanken mehr Geld drucken, sinkt in der Regel der Wert der Fiat-Währung, während der innere Wert von Gold im Verhältnis zu diesen Währungen steigt, was es sowohl für Zentralbanken als auch für Investoren attraktiv macht.
Wie viel Gold kaufen die Zentralbanken?
Weltweit kauften Zentralbanken im Jahr 2022 rekordverdächtige 1.082 Tonnen Gold, und auch 2023 setzte sich dieser Trend mit 1.037 Tonnen fort. Im Jahr 2024 bleibt die Kaufbereitschaft stark, mit beinahe 300 Tonnen im ersten Quartal und weiteren 183 Tonnen im zweiten Quartal, die beide als rekordverdächtig gelten. Bis zum dritten Quartal wurden zudem weitere 186 Tonnen erworben, was weiterhin einen hohen Bedarf signalisiert, auch wenn die Zahlen leicht hinter denen von Q3 2023 zurückbleiben.
Dem World Gold Council zufolge hat sich die Nachfrage nach physischen Goldanlagen im Vergleich zum Vorjahr mehr als verdoppelt, was die Attraktivität von Gold in Zeiten wirtschaftlicher Unsicherheit zeigt.
Warum kaufen Zentralbanken Gold?
Die Beweggründe der Zentralbanken für den Goldbesitz sind vielfältig, darunter:
- Inflationsschutz: Angesichts der massiven Geldmengen, die zur Unterstützung der pandemiebedingten Erholung gedruckt wurden, stieg die Inflation auf Rekordhöhen, was die Kaufkraft der Währungen minderte. Gold bleibt jedoch ein stabiler Wertspeicher, der es zu einer idealen Absicherung gegen Inflation macht.
- Sinkende Zinsen: Kürzliche Zinssenkungen durch die Federal Reserve haben die Geldverfügbarkeit erhöht, was zu Inflation führen kann. Zinssenkungen machen das Ausleihen günstiger, fördern das Ausgeben und die wirtschaftliche Aktivität und führen zu höheren Inflationsraten. Der Wert von Gold tendiert dazu, in inflationsreichen Umfeldern zu steigen, wodurch es zu einem strategischen Reservevermögen wird.
- Globale Unsicherheit: Laufende geopolitische Konflikte, wie in der Ukraine und Russland sowie Unruhen in anderen Regionen, haben zu wirtschaftlicher Unberechenbarkeit geführt. Gold gilt als sicherer Hafen, was sich in den erhöhten Käufen der Zentralbanken in instabilen Zeiten widerspiegelt.
Sollten auch Sie Gold kaufen wie die Zentralbanken?
Für Privatinvestoren kann Gold als zuverlässiger Wertspeicher und potenzielle Absicherung gegen Inflation und Währungsschwankungen dienen. Im Jahr 2024 hat Gold den S&P 500 bislang übertroffen, was durch Faktoren wie die Zinssenkungen der Federal Reserve und wirtschaftliche Unsicherheit begünstigt wurde. Solange die Inflation auch weiterhin auf historischen Durchschnittswerten verharrt, bietet Gold eine Anlage, die ihren inneren Wert in volatilen Märkten bewahrt.
Gold hat über Jahrtausende seinen Wert behalten und dient nicht nur als Zahlungsmittel, sondern wird auch in Schmuck, Zahnmedizin, Elektronik und der Automobilindustrie verwendet. Mit wachsender Geldmenge unterstützen die Seltenheit und die Nachfrage nach Gold seinen langfristigen Wert. Dennoch sollten Anleger ihre finanziellen Ziele, Risikotoleranz und Anlagestrategie prüfen, bevor sie in Gold investieren, da es möglicherweise nicht für jedes Anlageziel geeignet ist.