Snoop Dogg und Spotify: Die $45K Debatte

Der Rap-Ikone Snoop Dogg schließt sich einer wachsenden Gruppe von namhaften Künstlern an, die das Streaming-Einnahmesystem anprangern, das von Plattformen wie Spotify dominiert wird. Die Debatte nahm im Dezember 2023 ihren Anfang, als Snoop seine Enttäuschung über die mageren Vergütungen, die Künstler trotz hoher Streaming-Zahlen erhalten, zum Ausdruck brachte.
Bei einer Presseveranstaltung konnte Snoop kaum fassen, wie wenig Geld er tatsächlich verdient hatte, obwohl er über eine Milliarde Streams auf der Plattform verzeichnete. "Kann mir jemand erklären, wie man eine Milliarde Streams haben kann und nicht eine Million Dollar bekommt?" Snoop enthüllte, dass seine Auszahlung von Spotify für diesen Meilenstein lediglich 45.000 Dollar betrug, was angesichts des Potenzials von einer Milliarde Streams überraschend gering ist.
Anfang 2025 beschloss Snoop, die Plattform zu wechseln. Er kündigte an, dass er Spotify verlassen und zu Tune.FM wechseln würde, einem Web3-Streamingdienst, der faire und transparente Zahlungen für Künstler verspricht. In einem Interview mit Billboard äußerte er sich klar: "Ich arbeite nicht mehr mit Spotify zusammen. Ich bin jetzt nur noch auf Tune.FM."
Die Entscheidung von Snoop markierte eine Wende in seiner Sicht auf das Streaming, doch Spotify reagierte zügig auf seine Behauptung bezüglich des 45.000-Dollar-Zahlung. Der Streamingdienst wies darauf hin, dass solche Zahlungen nicht ganz korrekt dargestellt wären. Ein Vertreter von Spotify äußerte gegenüber TMZ: "$45.000 für eine Milliarde Streams? Es ist gut dokumentiert, dass eine Milliarde Streams auf Spotify Millionen von Dollars für Rechteinhaber generiert. Es ist bedauerlich zu hören, dass die Zahlungen von Spotify nicht zu Snoop gelangt sind."
Spotify deutete auch an, dass Snoops Eigentum an Death Row Records eine Rolle spielen könnte. Es wurde angemerkt, wenn Snoop die Kontrolle über seinen klassischen Katalog hat, könnte er eventuell einen größeren Teil der Streaming-Einnahmen verdienen. Ein zentraler Punkt, den man hierbei beachten sollte, sind die "Rechteinhaber", was in der Regel Plattenlabels, Verlage und Distributoren meint, anstatt die Künstler selbst. Selbst große Namen wie Snoop Dogg könnten nur einen kleinen Teil der gesamten Streaming-Einnahmen erhalten, wenn ihre Verträge zugunsten der Labels ausgelegt sind.
Was zahlt Spotify eigentlich wirklich? Spotify zahlt typischerweise zwischen 0,003 und 0,005 Dollar pro Stream. Wenn ein Song eine Milliarde Streams erreicht, könnte das für alle Rechteinhaber Einnahmen von etwa 3 bis 5 Millionen Dollar bedeuten. Doch wie viel Künstler tatsächlich erhalten, hängt von ihrem Vertrag und der Struktur der Tantiemen ab:
In der Regel behält das Label den Großteil der Einnahmen, oft 80 % oder mehr, bevor der Künstler etwas sieht. Künstler mit herkömmlichen Verträgen könnten nur 15-20 % dessen erhalten, was das Label verdient, was bedeutet, dass sie bei einer Milliarde Streams möglicherweise nur etwa 600.000 bis 1 Million Dollar erhalten – vor Abzügen. Und wenn mehrere Künstler, Produzenten oder Songwriter beteiligt sind, wird diese Auszahlung noch weiter geteilt.
Snoops Behauptung, nur 45.000 Dollar erhalten zu haben, erscheint im Licht dieser Zahlen recht niedrig. Ein möglicher Grund dafür könnte sein, dass er über seine Verlagsroyalties gesprochen hat, die deutlich geringer sind als das, was er durch Master-Tantiemen verdienen würde. Songwriter haben sich bereits lautstark über die lächerlich niedrigen Zahlungen aus dem Streaming beschwert, und Snoop könnte diesen Teil seiner Einnahmen hervorgehoben haben.
Mit Tune.FM hat Snoop eine frische Perspektive auf das Streaming gefunden. Enttäuscht von der aktuellen Musikindustrie hat er sich mit Tune.FM zusammengetan, einer Web3-Musikplattform, die Blockchain-Technologie nutzt. Diese Plattform verspricht, die Einnahmen der Künstler zu steigern, indem sie die Mittelsmänner, wie große Labels, ausschließt und Krypto-Mikrozahlungen nutzt. Im Vergleich zu Spotify behalten die Künstler hier 90 % der Streaming-Einnahmen, während herkömmliche Labelverträge oft nur 15-20 % bieten.
Die Zahlungen erfolgen direkt und transparent über die Blockchain, anstatt auf monatliche Zyklen zu warten. Zudem bietet die Plattform zusätzliche Einkommensmöglichkeiten durch NFT-Verkäufe und belohnungsbasierte Anreize von Fans. Tune.FM gibt an, etwa 0,01 Dollar für jede Minute Streams zu zahlen. Ein 4-minütiger Track würde demnach 0,04 Dollar pro Abspiel einbringen, was zehnmal mehr ist als das, was Spotify normalerweise bietet. Allerdings hat Tune.FM noch lange nicht so viele Hörer wie die über 600 Millionen Nutzer von Spotify.
Der Konflikt zwischen Snoop Dogg und Spotify deutet auf ein größeres Problem hin: viele Künstler fühlen sich im Hinblick auf Streaming-Einnahmen unterbezahlt. Bei diesem Thema geht es nicht nur um die Zahlungen von Spotify, sondern auch um das Lizenzsystem der Musikindustrie, das oftmals mehr den Plattenlabels als den Künstlern zugutekommt.
Snoop ist nicht der Erste, der seine Bedenken über Streamingdienste äußert: Taylor Swift nahm ihre Musik 2014 aus Spotify aus, aus ähnlichen Gründen. Pharrell Williams verdiente nur 2.700 Dollar aus 43 Millionen Streams von "Happy" auf Pandora. Kevin Kadish, der "All About That Bass" mitgeschrieben hat, erzielte nur 5.679 Dollar aus 178 Millionen Streams. Diese Fälle zeigen, dass das Zahlungsmodell in der Musikindustrie stark fehlerhaft ist, besonders für Künstler, die ihre eigenen Masters nicht besitzen.
Wer hat nun Recht in dem Streit zwischen Snoop und Spotify? Spottifys Aussage, dass eine Milliarde Streams Millionen einbringen kann, ist durchaus zutreffend, doch Snoops Frustration ist verständlich. Wenn er tatsächlich nur 45.000 Dollar erhalten hat, liegt das wahrscheinlich an veralteten Plattenverträgen oder komplizierten Tantiemenregelungen und nicht nur an Spotify selbst. Dennoch lässt seine Entscheidung, zu Tune.FM zu wechseln, darauf schließen, dass es ein wachsendes Interesse an alternativen Plattformen gibt, auf denen Künstler mehr Mitspracherecht haben. Ob blockchainbasierte Streamingdienste tatsächlich in der Lage sind, großen Plattformen wie Spotify Konkurrenz zu machen, ist ungewiss, aber eines ist klar: Die Diskussion über Streaming-Tantiemen ist noch lange nicht zu Ende.